Wolfgang Bufe:
« Imaginer l’accession au bilinguisme en Lorraine : une perspective»
Dr. Wolfgang Bufe, Vositzender der Vereinigung für die Förderung der Zweisprachigkeit – Association pour la promotion du bilinguisme e.v. im Saarland referierte über folgendes Thema: « Imaginer l’accession au bilinguisme en Lorraine: une perspective ». Zunächst wies er auf den Gegensatz zwischen den zahlreichen Kontaktsprachen im saarländisch-lothringischen Grenzraum (Français – Francique – Deutsch – Italiano – Português – Türkçe – العربية –Shqip) einerseits und den weitgehend hermetisch nebeneinander existierenden Fremdsprachen (Französisch – Deutsch – Englisch – Spanisch) in der Schule hin. Aufgrund der wachsenden Mobilität der Gesellschaft vor allem der Flüchlingsströme sei die Mehrsprachigkeit heute keine Ausnahme mehr, sondern sie sei innerhalb und außerhalb der Schule vor allem in Gestalt der Migrantensprachen konkret erfahrbar. Er vertrat die These, dass die Nutzung eines vernetzten mehrsprachigen Verfahrens dem Spracherwerb wesentlich förderlicher ist, als der isolierte Erwerb einer Einzelsprache. So konnte er z.B. bei seiner Tätigkeit bei der ABIFA (Association pour le Bilinguisme Franco-Allemand) in Sarreguemines die Erfahrung machen, dass afrikanische, italienische und syrische Kinder aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit leichter Deutsch lernten als die rein französischen Kinder. Im Sinne der double articulation de l’acquisition linguistique, die schulisches und außerschulisches Lernen gezielt miteinander verbindet, könnte der Fremdsprachenerwerb wesentlich optimiert werden. Das Bindeglied zwischen beiden Ansätzen – dem schulischen und dem begegnungsdidaktischen – sieht er in der Autoscopie, einer gezielten Auswertung von vor Ort durchgeführten Videointerviews, die in der Folge in der Schule präsentiert und ausgewertet werden. Nicht nur die self-media sondern auch die mass-media seien besonders geeignet, die Mehrsprachigkeit zu fördern, wie z.B. Euronews oder Arte. Während der schulische Fremdsprachenerwerb eher systemorientiert erfolge, artikuliere sich die Begegnungsdidaktik stärker kompetenzorientiert. In dieser Komplementarität sieht der Autor ein großes synergetisches Potential. Einmal gelte es die genetische Verwandtschaft der Sprachen (Deutsch – Fränkisch, fast die Hälfte des Englischen ist romanisch) zu nutzen, zum anderen die mehrsprachige Situation im Grenzraum mit ihrem code-switching genau zu beobachten. Schließlich wies der Referent auf Veränderungen im Lehrer-Schülerverhältnis hin: dadurch, dass nicht nur die Lehrperson die vorrangige Quelle für die Zielsprache abgibt, sondern letztere durch zahlreiche Sozialkontakte vor Ort konkret erfahrbar gemacht wird, entwickelt sich der Spracherwerb ganz natürlich in Richtung interkulkturelle Kompetenz, wodurch vor allem die Lernerautonomie entscheidend gefördert werden kann. Wünschenswert sei auch ein multilinguales Profil des Sprachlehrers. In der Diskussion wurde die Frankreichstrategie als Motor für den Fremdsprachenerwerb angesprochen. Schließlich wies der Referent auf seinen Beitrag „Mehrsprachigkeit an der Grenze – Grenze der Sprachdidaktik“ in Thomas Tinnefeld (Hrsg.), Fremdsprachenvermittlung zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Ansätze – Methoden Ziele, Saarbrücken 2016: htw saar, pp.79ff. hin.